Sonntag, 19. April 2009

Badepüppchen

Ich hatte vor Jahren auf einem Flohmarkt einen Stand entdeckt, an dem eine Frau seltsame Porzellan-Püppchen verkaufte. Ich fand sie irgendwie faszinierend, und fragte sie, woher diese Puppen stammen. Sie erzählte mir, dass ein Bauer außerhalb Hamburgs diese "Badepuppen" aus seinem Acker ausgegraben hat! Der Müll der Stadt wurde früher außerhalb der Stadtgrenze auf die Felder gekippt, und so kam es, dass diese Kuriositäten die Zeiten überdauert haben.

Frozen Charlotte Stock

Ich kaufte damals drei von diesen winzigen Puppen, und recherchierte ein bisschen über ihre Geschichte. Sie wurden im Zeitraum von 1860 bis 1940 zunächst überwiegend in Deutschland hergestellt.
Da sie vollständig aus Porzellan bestanden, konnten sie auch mit in die Badewanne genommen werden, daher der Name. Sie sollen auch in Tassen mit heißem Tee gelegt worden sein, um ihn abzukühlen, und auf Teeparties durften die kleinen Mädchen ihr Püppchen mit nach Hause nehmen.
Im englischsprachigen Raum werden die Puppen auch als "Frozen Charlottes", also "gefrorene Charlotten" bezeichnet, was vermutlich auf eine traurige Ballade von William Lorenzo Carter zurückgeht. Carter vertonte ein Gedicht des Amerikaners Seba Smith, der in einer Zeitung die Geschichte eines jungen Mädchens gelesen hatte, das während einer Schlittenfahrt im Winter, nur mit einem dünnen Ballkleid angezogen, erfroren war. Der Name des Mädchens soll Charlotte gewesen sein.
Lange Rede, kurzer Sinn: Heute auf dem Flohmarkt habe ich wieder so ein Püppchen entdeckt, wieder mal armlos, aber mit Beinen und einem Rest von der ursprünglichen Bemalung.

Die ersten drei Puppen erhielten eine Grunge-Behandlung mit Gimp:
Frozen

Der dunkle Rahmen stammt von Angelique bei Flickr.
Also, meine Damen, zieht Euch warm an, wenn ihr im Winter auf einen Ball wollt, damit ihr nicht so endet :-)

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