Samstag, 4. April 2009

Anleitung/Tutorial Fimo Mokume Gane Technik


Ich möchte heute eine Fimo-Technik vorstellen, die insbesondere für die Schmuckherstellung genutzt werden kann und wundervolle Effekte erzeugt.

Die Technik heißt Mokume Gane, was aus dem Japanischen kommt und so viel bedeutet wie "Holzmaserung" (Mokume) und "Metall" (Gane). Es handelt sich dabei um eine alte Schwertschmiedetechnik, bei der dünne Metallplatten aufeinandergeschichtet und durch Schmieden miteinander verschweißt werden. (Quelle: Wiki).


Ähnlich interessante Muster kann man auch mit Fimo erzeugen, in dem man verschiedene Schichten aufeinanderstapelt und bearbeitet. Wie genau das vor sich geht, möchte ich in der folgenden Anleitung erklären.

Was man benötigt:
Fimo in verschiedenen Farben, ca. 1,5 kleine Packungen á 56 gr
Idealerweise eine Nudelmaschine, ersatzweise eine Glasflasche zum Ausrollen des Fimos
Ein scharfes, festes Messer
Optional: Hauchdünne Metallfolie/Blattmetall, z.B. in Gold, Silber oder Kupfer

Ich arbeite sehr gerne mit transparentem Fimo und mische mir die Farben selbst zurecht, indem ich z.B. ein kleines Kügelchen farbiges Fimo mit dem transparenten Fimo mische. Je mehr Farbe ich nehme, desto geringer wird die Transparenz.

Bitte beachten, dass sich so eingefärbtes Fimo beim Backen farblich etwas verändert! Wer genau die Farbkombination nach dem Backen haben möchte wie beim Gestalten, sollte kein transparentes Fimo benutzen. Ich mag jedoch gerade den zart durchschimmernden Effekt, der sich nur ergibt, wenn man mit transparentem Fimo arbeitet.

Ich habe mich heute mal mit blauem Mokume Gane versucht. Leider stellte ich fest, dass ich kein dunkles Blau zur Verfügung hatte. Ich wollte aber nicht aufgeben, da ich mir in den Kopf gesetzt hatte, ein paar dunkelblaue Perlen zu machen. Ich nahm also kurzerhand dunkelblaue Farbe auf Alkoholbasis von Jacquard, genannt "Pinata Inks". Die Farben leuchten sehr schön und lassen sich gut mit dem Fimo vermischen.

Interessanterweise haben sich die Farben beim Backen sehr verändert, so dass der Schichteffekt nicht mehr so gut zur Geltung kam. Mir hat es gefallen, aber wenn man den Effekt beibehalten möchte, ist es sinnvoller, farbiges Fimo mit dem Transparent-Fimo zu mischen.

Ich habe mein transparentes Fimo in sechs verschiedene Blöcke unterteilt und diese jeweils ein paar Mal durch die Nudelmaschine gerollt. Ich habe dann auf die verschiedenen Schichten eine unterschiedliche Menge dunkelblaue Alkoholfarbe getropft, um unterschiedliche Blautöne zu erhalten. Mit einem Holzspatel habe ich die Farbe verteilt und sie einen Moment trocknen lassen.


Wie der Name schon sagt, enthalten Alkoholfarben Alkohol, der sich sehr schnell verflüchtigt, so dass man mit diesen Farben zügig arbeiten muss, bevor sie trocknen.

Ich habe dann noch eine Schicht Fimo in transparent und in weiß hergestellt:


Diese Schichten habe ich dann bunt aufeinandergestapelt. Man kann natürlich auch die Farben nach dem Farbton aufeinander legen.

Wer ein bisschen Glanz und Gloria mag, der kann zwischen einzelne Schichten hauchdünne Goldfolie legen und sie auf der Fimo-Schicht darunter glattstreichen:


Ich habe allerdings keine guten Erfahrungen mit Blattmetall gemacht (und frage mich gerade, warum ich es heute wieder mit eingearbeitet habe :-))

Bei diesen Perlen habe ich Blattmetall von Rayher benutzt.

Die Perlen sind nach längerem Tragen erheblich nachgedunkelt, und das Gold ist teilweise angelaufen. Ich dachte, dies hätte damit zu tun, dass ich die Perlen zum Abschluß nicht lackiert habe.

Bei meiner nächsten Mokume-Arbeit habe ich die Perlen dann sorgfältig zwei Mal mit dem Faber-Lack auf Wasserbasis lackiert.

Das Ergebnis: Der reinste Horror.

Die Goldfolie ist noch schlimmer angelaufen als bei den türkisfarbenen Perlen, und es sieht auf dem Rosa noch grauenvoller aus. Ich habe dann einen Versuch gestartet mit dem Original-Blattmetall von Faber, diesmal habe ich Kupfer gewählt und die Perlen anschließend vier Mal (!) lackiert. Diese Kette in fröhlichen Deutschlandfarben :-) sieht noch so aus, wie sie aussehen soll:


Nun weiß ich leider nicht, ob es an der Faber-Folie oder dem ausgiebigen Lackieren gelegen hat, dass diese Kette ihr Aussehen behalten hat. Ich würde im Zweifelsfall empfehlen, das Original-Faber-Blattmetall zu benutzen und zu lackieren. Aus dem Schnugi-Forum gab es noch den Tipp, die Kugeln mit einer hauchdünnen Schicht transparentem Fimo zu umhüllen.

Zurück zu meinem heutigen Versuch:
Man sollte es nicht so wie ich machen und an einem windigen Tag mit Blattmetall draußen arbeiten :-) Die Folie ist wirklich hauchdünn, reisst sehr leicht und fliegt dann davon :-)


Auf dem obigen Bild sind die einzelnen Schichten sehr gut zu erkennen. Ich habe drei Lagen Goldfolie mit eingearbeitet. Falls sich Luftblasen bilden, diese ausstreichen oder mit einem Zahnstocher aufpieken. Wichtig: Die oberste Farbe wird später die Hauptfarbe für die Perlen sein. Man sollte also vorher überlegen, welches die dominierende Farbe sein sollte. Ich habe das dunkelste Blau für die oberste Schicht genommen.

Nun wird dieser etwas wilde Stapel mit einem scharfen Messer begradigt:

Die abgeschnittenen Ränder werden noch benötigt! Ich habe dann die beiden Stapel aufeinander gelegt und glatt gestrichen. Das Ganze ist jetzt ca. 7 x 8 cm groß. Man kann natürlich nach Bedarf größere oder kleinere Stapel bauen.

Jetzt wird der ganze Stapel einmal umgedreht. Mit einem Werkzeug oder den Fingerknöcheln drücke ich Löcher in das Fimo hinein. Ich schneide mir ein Stückchen Fimo von den Rändern ab, die beim Zurechtschneiden übrig geblieben sind, und rolle es zu einer Kugel. Die Kugel sollte etwas länger geknetet werden als auf dem Bild, da sie sonst aufgrund der Goldfolie auseinander fällt.


Diese Kugel drücke ich dann in die Vertiefung. Zusätzlich rolle ich noch ein paar weitere Kugeln und lege diese oben auf. Es ist hier etwas mit mir durchgegangen, es ist sinnvoller, weniger Kugeln zu nehmen :-)


Nun wird der ganze Stapel wieder umgedreht und etwas flach gedrückt, und zwar so, dass sich an den Stellen, an denen keine Kugeln auf der Unterseite sind, Vertiefungen bilden. Wir bekommen somit eine Landschaft aus Hügeln und Tälern:

Jetzt kommt der schwierige Teil: Mit einem steifen Messer (also nicht mit einer flexiblen Klinge) werden hauchdünne Schichten von diesem Stapel abgeschnitten. Das erfordert einige Übung, und ich kann nicht behaupten, dass ich diesen Teil besonders gut beherrsche :-)
So sieht der Stapel aus, nachdem ich einige Schichten abgeschnitten habe:

Und so die Abschnitte:
An dieser Stelle wollte ich das ganze Projekt schon beenden, da mir die Streifen überhaupt nicht gefielen. Ich habe aber zum Glück tapfer weiter gemacht.

Manche der Abschnitte sind mir zu dick geraten:
Ich habe diese dann einfach auf einer dünnen Einstellung durch die Pasta-Maschine genudelt:


Jetzt werden die dünnen Mokume-Gane-Scheiben auf eine vorgeformte Perle aufgebracht. Ich nehme dafür üblicherweise Puppenfimo, welches günstiger als normales Fimo ist. Ich rolle so viele Perlen vor, wie ich brauche, und lege dann die abgeschnittenen Scheibchen auf die Grundperle auf. Übergänge verstreiche ich mit den Fingern und rolle die Perle dann vorsichtig in den Händen, um sie zu glätten.

Heute habe ich allerdings mal Recycling betrieben und die verhunzten rosafarbenen Mokume-Perlen als Grundlage benutzt. Hier sind ein paar in all ihrer Scheußlichkeit zu bewundern:


Die bereits fertigen Perlen hatten den Vorteil, dass die neue Schicht leichter aufzubringen war.

Hier die Perlen, bereit, gebacken zu werden:

Upps :-) Da hat mein Sohn die Kamera entführt. Psst, nicht wecken, die Katze träumt vom HSV! Farblich aber liegt die Katze voll im Trend :-)


Ich lege Perlen zum Backen gerne auf ein Blatt Papier, das ich vorher in Ziehharmonika-Form gefaltet habe.



Die Perlen sehen nach dem Backen etwas anders aus als vorher. Die unterschiedlichen Farbtöne sind nicht mehr so gut zu erkennen, was ich aber keinesfalls schlimm finde, da mich die Streifen ja ohnehin gestört haben. Genau genommen sehen die Perlen jetzt genau so aus, wie ich sie haben wollte :-)

Faux Polymer Clay Lapislazuli Beads

Ich frage mich nun, ob diese Veränderung mit den Alkoholfarben zusammenhängt, die ich benutzt habe, oder auch mit den dunkleren Grundperlen. Auch der Effekt, dass sich eingefärbtes transparentes Fimo nach dem Backen farblich etwas verändert, kann eine Rolle gespielt haben.

Nun, diese Anleitung ist ein bisschen in eine Beschreibung ausgeartet, wie man Mokume Gane nicht machen sollte, aber ich denke, aus meinen Fehlern können andere auch lernen. Die Perlen sind zumindest wunderhübsch und erinnern ein wenig an Lapislazuli.

Ich empfehle also dringend:

- Blattmetall nur nach vorhergehendem Test einsetzen, ob die Folie anläuft oder nicht
- fertige Perlen auf alle Fälle lackieren, um sie vor Verfärbungen zu schützen
- besser ist es, die Perlen mit einer Schicht transparentem Fimo zu umhüllen
- Blattmetall nur bei Windstille oder in geschlossenen Räumen verarbeiten
- transparentes Fimo mit farbigem Fimo einfärben, nicht mit Alkoholfarben, es sei denn, man möchte den Mokume-Effekt reduzieren
- Katze in Ruhe schlafen lassen (der HSV hat immerhin gewonnen!)

Links:
Es gibt zahlreiche Anleitungen zur Mokume-Gane-Technik, die ich hier nicht vorenthalten will.

Deutsch:
Tinkos Mokume Gane bei Schnugi

Englisch:
Mokume Gane Tutorial von Lindly Haunani
Sculpey
Polymer Clay Central
Glass Attic

Inspiration:
Eine Bildersuche bei Google ergibt die tollsten Farbkombinationen und Ideen!
Flickr-Gruppe Mokume Gane

5 Kommentare:

  1. Auf der Suche nach einer Anleitung, wie man Fimo marmoriert, bin ich hier gelandet, war amüsiert von der lustigen Beschreibung (Katze schlafen lassen) und hingerissen vom Ergebnis dieser Mokume-Gane-Technik mit Blattmetall. So sehr, daß ich das nun auch unbedingt ausprobieren werde! Herrje, und ich habe nur Blattgold zu Hause - wird ja ein teurer Spaß! ;o) Das transparente Fimo muß ich auch unbedingt versuchen!
    Danke für die wundervolle Infoseite! Hier werde ich sicher noch ein bißchen stöbern!
    LG Bellis Klunkerfisch
    www.klunkerfisch.de

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  2. Hallo Bellis,

    danke für Deinen Kommentar :-)

    Ich freue mich, dass Dir das Tutorial gefallen hat. Blattgold ist natürlich ein bisschen teuer! Ich habe mein Blattmetall von Faber aus dem Obi gekauft.

    Liebe Grüße,

    Valeriana

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  3. sehr schöne beschreibung!!!!!!hat mir gut gefallen;-) bin immernoch von deiner Katze entzückt.werde es gleich ausprobieren mit 999er blattsilber, mal gucken was passiert....
    nochmal danke
    lg gin

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  4. Hallo Gin,

    vielen Dank :-) Berichte mal, wie es mit Blattsilber gelaufen ist!

    Liebe Grüße,

    Valeriana

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  5. Hi Valeriana

    Tolle Sache,,, ich bastel auch gern....super mach weiter so

    LG

    Rosane biscuit

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