Mittwoch, 1. April 2009

Anleitung/Tutorial: Über Acryllacke und Pearl Ex

Ich habe auf DeviantArt sehr viele Fragen zu meinen Steampunk-Arbeiten bekommen, insbesondere, was das Pearl Ex und die Versiegelung mit Acryllacken angeht. Ich möchte deshalb ein wenig mehr darüber berichten.

Zunächst ein paar Anmerkungen zum Acryllack:

Ich habe lange Zeit ausschließlich mit dem Faber-eigenen Acryllack gearbeitet, um Werkstücke zu versiegeln und zu schützen. Dieser ist ein Acryllack auf Wasserbasis, der leider zwei große Nachteile hat - zum einen ist er glänzend, was nicht bei allen Fimo-Werken gut aussieht, zum anderen ist er recht teuer.

Da ich sehr viel Negatives über handelsübliche Acryllacke gelesen hatte (der Lack trocknete nicht wirklich durch, das Fimo-Objekt blieb klebrig), traute ich mich nicht, mit anderen Lacken zu arbeiten. Nachdem ich mir aber einige Perlen aus Fimo ruiniert hatte, da ich sie nicht versiegelte (Goldfolie lief an und wurde hässlich schwarz, transparentes oder weißes Fimo fing an, zu vergilben, nach dem ich die Kette häufig getragen hatte), oder einige Stücke durch den Glanzlack aussahen, als seien sie aus billigem Plastik, sah ich mich nach Alternativen um.

Das Hauptproblem mit einigen Acryllacken ist, dass diese auf Öl basieren. Die Inhaltsstoffe dieser Lacke führen dazu, dass das Fimo angegriffen wird bzw. der Lack nicht richtig trocknet. Diese sollten also bitte niemals benutzt werden, um Fimo zu lackieren!

Ich bin dann einfach mal in einen Baumarkt gegangen und habe mir ganz normalen Acryllack auf Wasserbasis besorgt, und probeweise eine Perle lackiert.

Der Lack liess sich gut auftragen, entwickelte dabei aber seltsame Bläschen, dass es anfangs so aussah, als hätte ich das Werkstück mit Schaum lackiert. Er trocknete aber ganz wunderbar, von Bläschen war nachher nichts mehr zu sehen. Ich habe jetzt einige Fimo-Objekte mit diesem Lack versiegelt, und konnte noch nichts Nachteiliges berichten.

NACHTRAG: Leider hielt auch dieser einfache Lack nicht lange. Nachdem ich die Perlen eine Weile getragen hatte, fing der Lack an, abzublättern. Wirklich ärgerlich! Also, für Perlen ist er offensichtlich nicht geeignet, aber ich werde mich weiterhin nach Alternativen umsehen.



Um Holzstücke, Holzkisten usw. mit Fimo zu umhüllen, ist es nötig, dass diese eine glatte Oberfläche haben. Auf unlackiertem Holz haftet das Fimo nicht! Das Werkstück sollte also einmal überlackiert werden, damit das Fimo gut hält. Es ist übrigens kein Problem, Holz, Glas oder Metall im Backofen mit zu backen.


Pearl Ex:

Pearl Ex sind Puderpigmente der amerikanischen Firma Jacquard, die es in 40 Farben gibt. Am interessantesten für meine Arbeit mit Fimo finde ich die verschiedenen Metallicfarben, wie z.B. Gold, Bronze, Kupfer, aber auch die Puder, die dem Fimo einen Perlenschimmer geben. Die Metallicpuder lassen das Fimo wie Metall erscheinen.

Die Dosen sind auch in Deutschland erhältlich und werden einzeln oder in Sets verkauft, sie enthalten je 3 Gramm Puder. Ich benutze einen weichen Pinsel, um die Farben aufzunehmen, und fahre dann leicht mit dem Pinsel über das Werkstück. Die Pigmente haften dann automatisch am Fimo.

Das Pearl Ex kann bequem im Ofen mit gebrannt werden und verändert seine Farbe nicht. Nachdem das Stück gebacken wurde, lackiere ich es nach dem Abkühlen mit Acryllack. Der Lack hilft, das Pearl Ex am Fimo zu fixieren. Ansonsten färbt immer ein wenig Puder ab, wenn man das Objekt in die Hand nimmt, was nicht jedermanns Sache ist. Hier ein Beispiel für ein Steampunk-Herz, das frisch mit Pearl Ex bepudert wurde. Es schimmert sehr intensiv, was sich nach dem Backen und vor allem nach dem Lackieren etwas reduziert.

Manche Fimo-Stücke versehe gerne mit einer Patina (ital. patina „dünne Schicht“). Natürliche Patina entsteht durch Alterungsprozesse, und man kann mit Acrylfarben einen solchen Alterungsprozess simulieren. Ich finde, manche Fimo-Werke erhalten dadurch mehr Charakter. Da meine Lieblingstechnik das Bestempeln und Texturieren von Fimo ist, ergeben sich im Fimo dadurch Vertiefungen, die im Patinierungsprozess durch Farbe aufgefüllt werden.

Wenn ich mein Werkstück mit Pearl Ex eingefärbt habe, ist es nötig, es zu lackieren, bevor ich es patiniere. Unlackiertes Pearl Ex wird von den Acrylfarben der Patina angelöst und mit weggewischt. Es hat sich bewährt, das Objekt zwei Mal zu lackieren.

Ich nehme zum Patinieren einfache Mal-Acrylfarbe, die ich mir selbst zusammenmische, meist schwarz, gelb und braun. Ich lackiere zunächst das gesamte Werkstück und gehe mit einem festeren Pinsel in die Vertiefungen hinein:


Die Patina wird um so besser, je tiefer ich vorher gestempelt habe.

Ich reinige dann die Oberfläche des Werkstücks mit einem Papiertuch (Haushaltsrolle):

In diesem Zustand sieht das Herz ziemlich "grungy" und schmutzig aus, was auch seinen Reiz hat :-) Wenn es mir aber zu dunkel ist, gehe ggf. noch einmal mit einem Feuchttuch über die Oberfläche hinweg, um Farbreste zu entfernen.

In den Vertiefungen bleibt die dunkle Farbe zurück und gibt dem Objekt einen alten "Touch" und mehr Tiefe. Zur Versiegelung lackiere ich das Stück zum Schluss noch einmal mit Acryllack.

Viele wissen nicht, dass man Fimo durchaus zwei- oder mehrmals backen kann, ohne dass sich Probleme ergeben. Ebenso lassen sich bereits lackierte Objekte backen. Ich achte dabei immer auf ausreichende Belüftung. Ich habe auch den Eindruck, wenn man das lackierte Teil noch einmal im Ofen bäckt, hält die Pearl Ex Schicht noch besser.

Achtung: Das Herz aus dieser Anleitung werde ich verlosen! Mehr darüber findet sich in diesem Post.

Bei Fragen und Anregungen würde ich mich über einen Kommentar freuen!

Ich danke darkfox und seed-of-january für ihre eifrigen Nachfragen, die mich zu diesem Artikel inspiriert haben!

Zusammenfassung:

Für das Lackieren von Fimo sind nur Acryllacke auf Wasserbasis geeignet, keine Acrylfarben auf Ölbasis!

Wer Holz mit Fimo kombiniert, sollte das Holzstück vorher mit Acrylfarben grundieren.

Holz, Glas und Metall können problemlos im Ofen mit gebacken werden.

Pearl Ex Puderpigmente sind gut für die Imitation von Metall geeignet.

Pearl Ex sollte nach dem Backen lackiert werden, um für eine bessere Haltbarkeit zu sorgen.

Fimo kann mehrfach im Ofen gebacken werden. Ebenso können bereits lackierte Werkstücke noch einmal gebacken werden. Dabei immer auf gute Belüftung achten!

Eine Patina/ein Antiklook entsteht durch Auftragen dunkler Acrylfarbe auf fertig gebrannte Fimo-Werke.

7 Kommentare:

  1. hallo, nachdem du das objekt lackiert hast, bäckst du es dann nochmals, um den lack zu fixieren? danke für deine hilfe. carol

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  2. Hallo Carol,

    ja, ich backe die Teile oft ein zweites oder gar ein drittes Mal, um den Lack zu fixieren. Dabei bitte immer auf eine gute Belüftung achten.

    Liebe Grüße,

    Valeriana

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  3. Was ich noch vergessen habe (ich ergänze es gleich im Artikel): Der Baumarkt-Lack fing nach einer Weile an, einfach von den Perlen abzublättern :( Die Perlen habe ich nicht ein zweites Mal gebacken, aber aufgrund dieser Erfahrung rate ich davon ab, Perlen mit Baumarkt-Lack zu lackieren.

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  4. Ich finde die Kunstwerke schlicht beeindruckend. Die Gestaltung zeugt von Kreativität und wirkt ansprechend harmonisch.

    Mit gewogenen Grüßen
    Georg

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  5. Magst du vielleicht verraten, wo du Pearl Ex her beziehst, ich habe mich danach schon tot gesucht, finde aber nur einen Shop der es führt, momentan aber nicht auf lager hat *argh*

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  6. Hallo Mara, schau mal hier:

    http://www.patchworkshop.de/index.php

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